Sie sind die Fastalleskönner
Stuttgarter Zeitung vom 20. August 2008
Benefizalbum für Freies Radio Von Jan Ulrich Welke
„Wir spielen beides - Ska und Rocksteady“ wirbt die Sendung „File under Ska“ für sich, die jeden ersten, dritten und fünften Freitag im Monat von 20 bis 21 Uhr im Freien Radio für Stuttgart (FRS) zu hören ist. Das erinnert - vermutlich beabsichtigt - an die hübsche Szene aus dem Film „Blues Brothers", als die Bluesband irrtümlich in einer amerikanischen Südstaatenprovinzkneipe zum Konzert aufkreuzt und auf die Frage; welche Musik denn dort so gespielt werde, von der Wirtin charmant entgegnet bekommt: „Oh, wir haben hier beides: Country und Western“.
Nun ist das FRS bekanntlich ein seliger Tummelplatz für alle nur denkbaren musikalischen Spielarten, mithin das genaue Gegenteil des Clubs aus dem Blues-Brothers-Film. Vor einigen Jahren hat das FRS seine erstaunliche Bandbreite auf einem Sampler auch schon einmal demonstriert. Jetzt allerdings hat sich eine einzelne FRS-Redaktion daran gemacht, den finanziell notorisch klammen Sender mit einer Benefiz-CD zu unterstützen. Auf der bis zum Anschlag mit 77 Minuten Musik gefüllten, als schönes Digipack mit ausführlichem Booklet gestalteten CD ,Ska 21" führen 21 Bands vor. dass die schönsten Pflänzchen oft im Verborgenen blühen.
Denn wer hätte schon gedacht. dass es allein in der Region Stuttgart derart viele Combos gibt. die sich dem Ska- und Rocksteady- Genre verschrieben haben. Klar, Nu Sports (die früheren No Sports) kennt fast jeder, die Jagga-Bites-Combo. die Dub Voyagers oder Los Skalameros sind zumindest vom Namen her Musikinteressierten aus der Region geläufig. Daneben steuern aber noch haufenweise andere Bands, darunter auch The Busters oder die langst aufgelösten Lodgers, unentgeltlich zumeist unveröffentlichte Lieder für diese empfehlenswerte Compilation bei, die zum Schnäppchenpreis zu haben ist und deren Erlös komplett an das FRS wandert, dieser segensreichen Klangoase im Stuttgarter Äther.
Diese Oase könnte im Übrigen noch viel saftiger blühen, wenn die Landesanstalt für Kommunikation dem FRS nicht die Sendezeit beschnitten hätte und dieses Radio endlich ein strahlungskräftigeres Sendeleistungssignal bekommen würde. Das FRS ist ausgerechnet dort, wo potenziell seine meisten Hörer zu vermuten wären, in der Innenstadt sowie in Stuttgart-Süd und -West, terrestrisch nur schwer zu empfangen.
Der Sampler ist für zehn Euro beim Freien Radio Stuttgart (Rieckestr. 24), in ausgesuchten Plattenläden, auf Skakonzerten sowie über www.ska21.de erhältlich. Das FRS sendet auf den UKW-Frequenzen 99,2 (Antenne) sowie 102,1 MHz (Kabel), eine Übersicht gibt es unter www.freies-radio.de.